Disclaimer: Wir möchten keine Empfehlungen aussprechen oder beraten! Unsere Texte sind lediglich als Input zu verstehen, zu denen sich jeder und jede eine eigene Meinung bilden sollte. Wir sind keine Mediziner:innen! Die Informationen, die wir in unseren Texten verwenden, sind selbstverständlich gut recherchiert und durch mehrere Quellen abgesichert, können aber keinesfalls ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen! Auch wenn dieser Text von Mitgliedern der MSV-Lokalgruppe Trier geschrieben wurde, repräsentieren wir nicht die Ansichten des gesamten Mit Sicherheit Verliebt-Projekts oder die der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD).
Vielleicht seid ihr ein bisschen verwundert über unsere aktuelle Beitragsüberschrift und fragt euch, was es mit diesem ziemlich medizinisch anmutenden Titel auf sich hat.
Möglicherweise habt ihr aber auch unseren Text zur Nutzung von Menstruationstassen gelesen und seid dort schon über den Begriff „Toxisches Schocksyndrom” gestolpert.
Falls ihr eine Packung Tampons zu Hause habt, könnt ihr ja mal schnell die Packungsbeilage herausholen. Vielleicht habt ihr sie gelesen, als ihr zum ersten Mal Tampons verwendet habt, aber nachdem ihr einmal den „Dreh” raus hattet, nie wieder hineingeschaut. Heutzutage ist es verpflichtend, dass jeder Tamponhersteller in der Packungsbeilage über das Toxische Schocksyndrom aufklärt.
Toxisches Schocksyndrom – das klingt erstmal ziemlich beängstigend und gefährlich.
Aber was genau ist das eigentlich und was hat es mit Tampons zu tun?
Wie es zu dieser Erkrankung kommen kann, welche Krankheitsanzeichen aber auch welche Möglichkeiten zur Vorbeugung es gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel!
Das Toxische Schocksyndrom – Was ist das?
Zu allererst ist es wichtig festzuhalten, dass das Toxische Schocksyndrom, kurz TSS, eine sehr, sehr seltene Erkrankung ist!
Eine Schätzung der Robert Koch Instituts hat ergeben, dass im Jahr 2015 von 100.000 Frauen, die sexuell aktiv waren, nur etwa 3 bis 6 an TSS erkrankten. Bei diesen Personen wurde TSS in 92% der Fälle mit der Menstruation in Verbindung gebracht [1].
Aber später mehr dazu, wie das Toxische Schocksyndrom in Verbindung mit der Menstruation steht.
Am Toxischen Schocksyndrom können aber nicht nur menstruierende, sondern alle Menschen erkranken, da die verantwortlichen Keime auch durch eine offene Wunde in den Körper gelangen können.
Diese Bakterien heißen Staphylokokken oder Streptokokken und können TSS auslösen. Sie sind grundsätzlich nicht immer gefährlich, können aber unter bestimmten Bedingungen Giftstoffe, sogenannte bakterielle Toxine bilden. Daher kommt auch der Name „Toxisches” Schocksyndrom. Von einem „Syndrom” spricht man, weil mehrere Symptome, also Krankheitsanzeichen, zusammen auftreten [2][4].
Wie merke ich, ob ich TSS habe?
Charakteristisch ist, dass die Krankheitsanzeichen sehr plötzlich auftreten. Sie ähneln oft denen einer Grippe.
Typisch sind zum Beispiel:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Abfall des Blutdrucks
- Abgeschlagenheit/Erschöpfung/ Kältegefühl
- Schwindel oder Ohnmacht
- Verwirrtheit
- Atembeschwerden
- sonnenbrandartiger Hautausschlag
- gerötete Augen
- Übelkeit und Durchfall
[3]
Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich vermute, TSS zu haben?
Wenn die oben genannten Symptome auftreten, solltet ihr in jedem Fall medizinische Hilfe aufsuchen oder euch in die nächste Notaufnahme begeben. Solltet ihr einen Tampon, eine Menstruationstasse, einen Menstruationsschwamm oder ein Diaphragma tragen, entfernt dieses sofort. Teilt bei der folgenden ärztlichen Untersuchung unbedingt mit, dass ihr eure Menstruation habt beziehungsweise eins der eben genannten Menstruationsartikel getragen habt.
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer TSS-Erkrankung sehr gering ist, solltet ihr eventuelle Symptome unbedingt ernst nehmen.
TSS wird üblicherweise im Krankenhaus mit Antibiotikum behandelt. Kann aber, wenn es nicht behandelt wird, lebensbedrohlich werden [3].
Was hat TSS mit Tampons zu tun?
Manchmal hört man im Zusammenhang mit TSS auch den Begriff „Tamponkrankheit” [6]. Wieso ist das so? Bis 1985 hatten 80% der Frauen, die an TSS erkrankten, ihre Menstruation und 90% von ihnen trugen zu diesem Zeitpunkt einen Tampon.
Tampons wurden deshalb als Risikofaktor für TSS eingestuft. Deshalb wird auch von „menstruellem TSS” gesprochen [5].
Nachdem dieser Zusammenhang klar geworden war, wurden grundsätzlich weniger Tampons gekauft. Zudem wurden insbesondere saugstarke Tampons aus synthetischem Polyester, die man mit TSS in Verbindung gebracht hatte, vom Markt genommen. Dadurch gingen die Erkrankungszahlen von menstruellem TSS wieder zurück. Seit 2000 wird aber, zumindest in den USA, wieder eine Zunahme beobachtet [2][5].
Forscher:innen vermuten, dass sich die Bakterien, die TSS verursachen, auf der Oberfläche von Tampons sehr gut vermehren können. Besonders auf saugstarken Tampons, die sehr lange in der Vagina bleiben, können die Bakterien gut wachsen. Wenn Tampons verwendet werden, die eigentlich zu groß sind obwohl die Blutung nicht mehr stark ist, reiben sie zudem an der Innenseite der Vagina und können so kleine Verletzungen verursachen, wenn sie herausgezogen werden [7].
Bezüglich dem Risiko von TSS und Menstruationstassen gehen die Meinungen in der Forschung auseinander: Manchmal wird ein höheres Risiko diskutiert [8], während an anderer Stelle davon gesprochen wird, dass bei Menstruationstassen das Risiko im Vergleich zu Tampons, eher geringer ist [2]. Fest steht, dass auch bei Menstruationstassen eine Erkrankung an TSS nicht ausgeschlossen ist.
Wie kann ich das Risiko, an TSS zu erkranken, verringern?
Um das Risiko für TSS zu verringern ist es sehr wichtig, Tampons und Menstruationstassen (aber auch Menstruationsschwämme) regelmäßig zu wechseln. Tampons solltet ihr deshalb spätestens nach 4 bis 6 Stunden wechseln, Menstruationstassen und -schwämme nach 8 Stunden [2]. Wenn ihr Tampons oder Menstruationstassen für die Nacht verwendet, solltet ihr sie frisch vor dem Schlafen gehen einsetzen und direkt nach dem Aufwachen wechseln.
Bei einer schwachen Blutung sollten keine extra stark aufsaugenden Tampons verwendet werden. Es empfiehlt sich, immer die kleinste Tampongröße zu nehmen und dann mehrmals zu wechseln. Insbesondere an „leichten Tagen” kann es manchmal angenehmer sein, Binden oder Slipeinlagen zu verwenden, da es dann schwierig sein kann, noch die passende Tampongröße zu finden.
Vor dem Einführen von Menstruationsartikeln, wie Tampons und Menstruationstassen, in die Vagina solltet ihr euch unbedingt die Hände mit Seife waschen.
Solltet ihr schon einmal an TSS erkrankt sein, wird empfohlen, in Zukunft komplett auf Tampons zu verzichten [5][2].
Fazit
Das Toxische Schocksyndrom ist eine sehr seltene Krankheit.
Aber ihr solltet darüber Bescheid wissen, um für den Notfall gewappnet zu sein, insbesondere wenn ihr während eurer Menstruation plötzlich krank werdet.
Regelmäßige Wechsel von Menstruationsartikeln, die in die Vagina eingeführt werden (Tampons, Menstruationstassen, Menstruationsschwämme) sind wichtig – tragt sie nie länger als nötig und verzichtet unter Umständen auf saugstarke Tampons.
Quellen:
[1] https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/toxisches-schocksyndrom-risiken-durch-tampon-verwendung-aeusserst-gering/ [2] https://erdbeerwoche.com/meine-regel/tss/ [3] https://www.nhs.uk/conditions/toxic-shock-syndrome/ [4] https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektionskrankheiten/171-grampositive-kokken/toxisches-schock-syndrom-tss [5] https://www.springermedizin.de/emedpedia/paediatrie/toxisches-schocksyndrom?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54671-6_116 [6] https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/erkrankungen-der-weiblichen-geschlechtsorgane/toxisches-schocksyndrom-was-ist-das-718149.html [7] https://www.betterhealth.vic.gov.au/health/conditionsandtreatments/toxic-shock-syndrome-tss [8] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/11-10-2019/menstruationstasse-statt-tampon-sinnvoll-und-sicherText: Lisa von Glahn für den MSV Trier
Edit: Klara Hofmann
Bild 1: Josefin via unsplash.com
Bild 2 und Beitragsbild: Lisa von Glahn